Ist in Zukunft das Wissen um den Einsatz von Game-Elementen außerhalb von Spielen relevantes Know-How? Ich skype mit Mario Herger, 45, aktuell im Silicon Valley Start-Up-Berater, früher bei Softwarehersteller SAP Head of Gamification.

Warum ist das Wissen um Game-Mechanismen ein zunehmend wichtiger Skill? Gamification ist für mich ein Vehikel, um Verhaltensforschung und Motivationstheorien in Unternehmen zu transportieren. Wir reden immer groß davon, dass der Mensch das wichtigste Kapital, die wichtigste Ressource im Unternehmen ist. Dabei verstehen wir gar nicht, wie sich Leute warum verhalten. Und wie man sie motiviert. Weil wir das nicht lernen.
Was müssen wir lernen? Dass Menschen irrational sind, sie verhalten sich überhaupt nicht so, wie man das erwarten müsste. Die Wirtschaftswissenschaften aber sind bisher darauf aufgebaut, dass sich Menschen rational verhalten. Was, wie sich herausgstellt hat, überhaupt nicht stimmt. Ich war auf der TU Wien und auf der Wirtschaftsuniversität Wien – und hatte gerade mal eine einzige Vorlesung zum Thema Organisationspsychologie, in der Motivationstheorien besprochen wurden. Eine Stunde! Ich erinnere mich nur noch an die Maslowsche Pyramide.
Der Spieler von World of Warcraft hat vermutlich mehr Verständnis in Management-Techniken als der Absolvent einer Wirtschaftsuniversität.
Und wie kommen nun Game-Elemente ins Spiel? In Games erfahren wir, wie Menschen ticken. Weil wir das Verhalten in spielerischen Umgebungen beobachten können. Jemand, der Erfahrungen in World of Warcraft gesammelt hat, hat vermutlich mehr Verständnis in Management-Techniken als ein Absolvent einer Wirtschaftsuniversität.
Ist das ein Plädoyer dafür, mehr Computer zu spielen? Es ist ohnehin Tatsache, dass fast alle Kinder Videospiele spielen. Die kommen mit 22 Jahren mit 10.000 Stunden Game-Erfahrung in die Berufswelt. Und haben erfahren, was die ältere Generation nicht versteht – zum Beispiel Feedback-Loops, Rückmeldungsschleifen. Die erscheinen in Games sehr viel intensiver und rascher als in der Wirklichkeit. Dabei sind sie so wichtig, um Kompetenzen eines Menschen zu entwickeln. In der Realität erledigen wir das in Mitarbeiter-Gesprächen am Ende eines Jahres. Das ist so, als ob ich bei Angry Birds drei Monate nach dem Abschuss weiß, ob meine Vögel die Schweine umgebracht haben.
Wer sich also in die Effekte von Gamification einlesen will … der sollte drei Bücher lesen:
1. Actionable Gamification von You-kai Chou
2. Punished by rewards von Alfie Kohn
3. Enterprise Gamification von mir, Mario Herger
Ein Gedanke zu “Warum Gamification? „In spielerischen Umgebungen lernen wir Menschen zu verstehen“”