Skills der Zukunft? Ich spreche mit dem Macher von Deutschlands erster Akademie für digitalen Wandel. Sein Ratschlag: Netzwerken, Innovieren, Umgang mit Information lernen. Und die Haltung inhalieren, dass Talent nicht vorgegeben ist.

Tobias Burkhardt, 40, will das Morgen in die Köpfe und Herzen von heute transportieren. Mit seiner Frau Tina, 38, gründet er jüngst die Shiftschool in Nürnberg – eine Akademie für Digitale Transformation, deren erste Klasse im April 2016 startet. Das Ziel: „Die Lernwelt des 21. Jahrhunderts“ gestalten – und Erwachsene berufsbegleitend „auf das neue digitale Jahrtausend vorbereiten“, wie sie auf ihrer Webseite schreiben.
Auf shiftschool.de steht: „Unser Programm stattet Dich mit den notwendigen Skills, dem erforderlichen Mindset und dem passenden Netzwerk aus“. Welche dieser Skills und Haltungen empfiehlst Du meinen Jungs? 1. Lernt Methoden, nicht Informationen. Alle sind erreichar, jeder kann googeln und sich Infos beschaffen. Lernt also, wie man mit Informationen umgeht, wie man Quellen bewertet und einordnet. 2. Lernt Innovationsprozesse, zum Beispiel den Design Thinking-Ansatz, bei dem der Nutzer im Mittelpunkt steht, man diesem schnell einen Prototypen der Idee zeigt, sich dessen Rückmeldung holt – und dann Version zwei, drei, vier baut. 3. Lernt netzwerkbasiertes Arbeiten. Übt, euch Hilfe zu holen, andere etwas zu fragen. Saugt auf, dass Netzwerken ein Geben und Nehmen ist, wo man erstmal etwas investiert. Das verlernen viele Erwachsene heute, die gehen auf Business-Events – und verteilen dort nur ihre Visitenkarten. Dabei geht es erstmal um das Geben.
Und was kann ich tun? In der Psychologie gibt es den Begriff „Growth Mindset“. Aus dieser Haltung heraus entwickeln sich Menschen besser. Sie sagen nicht: Ich bin eben als nicht so schlau geboren. Oder: Das mache ich jetzt nicht, sonst gelte ich nicht mehr als schlau. Sie sagen: Experimentieren ist Entwicklung. Und wer diese Haltung früh inhaliert, kann das auch später. Nämlich: Sich nicht einreden lassen, dass man etwas nicht kann.
Wie erklärst Du euren Kindern, was ihr mit der Shiftschool macht? Ich versuche ihnen klar zu machen, dass sich vieles verändert. Und das ist für mich eine große Herausforderung, ich bin Vater und Trainer. Ich dosiere den Computerkonsum – und preise ihn gleichzeitig als die Zukunft.
Und wie löst Du diese Ambivalenz? Ich lasse meine Töchter (9, 9 und 2 Jahre alt) kontrolliert experimentieren. Zum Beispiel Achterbahnfahren mit einer Occulus Rift plus Smartphone. Oder kleine Progammier-Sessions auf code.org. Die Kinder finden das super, die probieren alles aus. Und so wird daraus ein beidseitiges Lernen.
Kinder entlarven die Komplexitätsausrede. Die machen einfach.
Was lernst Du von Deinen Kindern? Dass Technik nichts Schlimmes ist. Dass die Welt zwar komplexer wird – aber dass dies für viele Erwachsene eine Ausrede ist, neue Technologien auszuprobieren. Kinder entlarven die Komplexitätsausrede. Die machen einfach.
Außerdem? Deren Umgang mit Kreativität. Während Kinder stolz ihre Werke zeigen, haben wir Erwachsenen Hemmungen, vermeintlich schlechte Ideen zu kommunizieren. Tim Brown, Chef der Ideenagentur IDEO, hat das bei einem Experiment wunderbar illustriert. Dabei wird Digitalisierung viel mit Kreativität zu tun haben. Viele Sachbearbeiter-Jobs werden in Zukunft Algorithmen erledigen. Wer also in Zukunft arbeiten will, muss sich mit Innovation und Kreativität auseinandersetzen. Und das können Kinder, sie werten nicht.
(Hinweis: Die Shiftschool ist ein Kunde von mir)
2 Gedanken zu “Bildungswelt im 21. Jahrhundert: „Jeder kann alles lernen“”